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Die ruhigste Adventszeit von allen

Mein linkes Knie ist total nett: Es hat gewartet, bis alle Feierlichkeiten zu meinem 60. Geburtstag vorüber waren. Ein bisschen geschädigt war es schon seit Jahren. Aber damit konnte ich leben. Am meisten liebte es Bewegung, dann ging es ihm richtig gut. Ich bin keine Arztbesucherin, wollte einen Rattenschwanz vermeiden und lieber ungestört mein Leben leben. Würde schon alles gut gehen. Wegen Corona habe ich scheibchenweise die ganze Woche über gefeiert, das war richtig schön. Samstagabends die letzte Feier, im Körper alles auf Normalzustand, keine Anzeichen. Als ich am Sonntag aufstand, konnte ich nicht mehr gehen, zog mich an Türgriffen und Geländern entlang. Die Treppe „ging“ ich im Sitzen hinunter. Hey, das fühlte sich nun aber wirklich kriminell an. Diagnose: Eingeklemmter Meniskus mit Korbhenkelriss. Ich hatte es geahnt: Da hilft keine Physiotherapie mehr oder sowas in der Art. Also OP am nächsten Dienstag. Oder vielleicht auch nicht? Ich traue Gott alles zu. Er kann mein Knie direkt heilen. Er hat mich erschaffen und kennt sich orthopädisch bestens aus. Ein Wunder würde mich nicht wundern. Wie auch immer, das ist nun eine sehr entschleunigte Adventszeit. Tagelang war ich damit beschäftigt, meine beruflichen und privaten Abwesenheiten zu organisieren. Langweilig wird mir nicht: Ich mache so viel Gymnastik, wie es in meiner Lage möglich ist, ich lese, schreibe und beschäftige mich mit meinen Enkelkindern. Die freuen sich, dass sie mal keine Oma mit Staubsauger und Wischlappen erleben. Über den zweieinhalbjährigen Mio habe ich mich schief gelacht. Er hantierte mit seiner Spielzeug-Kettensäge an mir herum und ich sagte: „Oh, der Doktor Mio will mich operieren!“ Überhaupt finde ich es irgendwie lustig: Kaum bin ich 60, gehe ich an Krücken. Rückwärts die Treppe hinauf mache ich Trizeps-Dips, wenn ich mich sitzend Stufe für Stufe hochdrücke. Ich habe mal Zeit zum Lesen. Viel innigeres Verständnis für Menschen mit Handicap. Und mein Andy unterstützt mich. Wenn ich weitere Dankbarkeitsgründe aufzähle, wird der Artikel heute nicht mehr fertig. Aber ich halte Dich, liebe Leserin, lieber Leser, auf dem Laufenden. 🙂